Globale Ungleichheiten und Migration
„None of us are free until all of us are free!“ (Fannie Lou Hamer)
Globale Ungleichheiten sind kein Nebeneffekt, sondern Grundlage der Imperialen Lebensweise
Unsere globale Wirtschaftsweise führt zu immer größerer Ungleichheit – zwischen einzelnen Menschen, Regionen, Ländern und Kontinenten. Dies ist kein unerwünschter Nebeneffekt, sondern die Grundlage für den Wohlstand der in diesem System Privilegierten. Ungleichheit ist kein Naturgesetz, sondern ein tief problematisches, soziales Phänomen, verursacht und legitimiert durch globale Machtverhältnisse.
Ein wesentlicher Aspekt von Ungleichheit zeigt sich in der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Globale Einkommensungleichheiten haben wieder ein Niveau wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dem Höhepunkt des westlichen Imperialismus. In Bezug auf Vermögen sind die globalen Ungleichheiten sogar noch größer.
Mit höherem Einkommen und Konsumlevel ist auch ein höherer Umweltfußabdruck verbunden, etwa in Form von Treibhausgasemissionen. Menschen im Globalen Süden tragen aktuell und historisch eine viel geringere Verantwortung für die Klimakatastrophe, haben aber bereits im Hier und Jetzt deutlich mehr unter den Folgen zu leiden als Menschen im Globalen Norden.
Ungleichheiten entfalten sich entlang verschiedener Merkmale, etwa Herkunft, Wohnort oder Gender und führen zu einer ungleichen Verteilung von finanziellen, sozialen und kulturellen Kapital. Das Beispiel globaler Betreuungsketten (siehe Video) macht dies deutlich: Schlecht bezahlte, weiblich gekennzeichnete Sorgearbeit wird an migrantische Sorgearbeiter*innen ausgelagert. Die negativen Konsequenzen eines liberalisierten und patriarchalen Pflegesystems werden also durch die Ausbeutung migrantischer Frauen* versucht zu kompensieren. Dieses Beispiel macht auch deutlich, dass sich Ungleichheiten überlappen und gegenseitig verschärfen.
Das Wohlstandsmodell des Globalen Nordens beruht darauf, dass Lohn- und Sorgearbeit sowie die natürliche Lebensgrundlagen anderswo billig ausgebeutet werden können. Viele der derzeitigen Krisen, ob sozial oder ökologisch, sind daher viel weniger eine Frage von mehr Wirtschaftswachstum oder steigender Effizienz, sondern eine Verteilungsfrage.
Eng verbunden sind ungleiche Lebenschancen mit geschlossenen Grenzen zwischen Staaten. Während sich Menschen aus reicheren Ländern fast überall auf der Welt hinbewegen können, unterliegen andere Menschen strengen Visavorschriften. Um diese durchzusetzen, werden an den Außengrenzen gar Menschenrechte außer Kraft gesetzt. Geschlossene Grenzen sind ein zentrales Instrument, um globalen Ungleichheiten aufrecht zu erhalten.